Anlässlich des 50jährigen Jubiläums trafen sich deutsche und französische Mitglieder der Partnerschaft St. Ilgen – Tigy und Vertreter*innen der beiden Partnerstädte auf halber Strecke in Verdun.
Wie friedlich sie hier alle bei einander stehen! Sorgsam aufgereiht in Reih und Glied. Die Abendsonne legt einen goldenen Schimmer auf ihr kaltes blankes Weiß. Ein friedvolles Bild – so möchte man meinen – dieses unendlich scheinende Heer von Grabkreuzen im Abendrot. Der Tode hat sie nun vereint, die Deutschen und die Franzosen, sie, die sich 1916 hier aufs Blutigste bekämpften. Pax – Friede steht auch über dem Eingang dieses lang gestreckten Monuments, das wie ein gigantischer Sarkophag über den Grabfeldern thront. Aus seiner Mitte reckt sich ein nicht minder gewaltiger Turm in Form einer riesenhaften Granate in den Himmel. OSSUAIRE DE DOUAUMONT – Beinhaus heißt dieses merkwürdige Gebilde, denn in seinem Innern liegen die Gebeine all derer, deren Körper – von Granaten zerfetzt – irgendwo aufgefunden wurden und keiner Person mehr zugeordnet werden konnten. An den Marmorwänden des Mausoleums hat man ihnen zumindest ihre Namen wiedergegeben.
Wir sind in Verdun. Hier hat das sinnlose Abschlachten von Menschenleben, das Grauen der Materialschlacht, die Sinnlosigkeit des Krieges eine Verortung und einen Namen gefunden. Verdun, dieser kleine beschauliche Ort an der Maas, steht für all das, was nie wieder sein darf – und mitten in Europa doch schon wieder grausame Wirklichkeit ist. Menschenleben werden dahin gegeben für irgendeine Ideologie, für irgendwelche „höheren Ziele“.
So stehen wir also hier, bedrückt von dem, was uns umgibt, beklommen von dem, was wir zuvor im Museum MEMORIAL DE VERDUN an Schreckensbildern gesehen haben. Für die beiden Partnerstädte legen Céline Fossé und Lisa Grothues ein Blumengebinde am Denkmal des unbekannten Soldaten nieder. Auf dem Sockel neben dem Eingang liest Jean-Louis Gonin aus Kriegsberichten deutsch-französischer Zeitzeugen vor, stimmen Rudi Sailer und Michael Reinig auf ihren Instrumenten ohnmächtigen Friedensboten gleich „Sag mir, wo die Blumen sind“ und die Europahymne an. Ein Abendspaziergang führt uns noch durch das „Dorf“ Fleury-devant-DOUAUMONT. In dem Namen steckt das französische Wort für „Blume“ drin, doch die Blumen sind hier verschwunden, ebenso wie die Häuser und Menschen, denn die Erde ist noch heute von unzähligen Kratern aufgerissen. Gedenksteine erinnern daran, wo früher einmal Menschen lebten und arbeiteten. Michael Reinig